Verletzlichkeit oder dickes Fell

Gestern hatten wir im Abenteuerland das Thema; Verletzlich oder Dickes Fell

Haben dir andere Menschen schon einmal gesagt, du wärst zu sensibel und müsstest dir einfach ein dickeres Fell zulegen, um in dieser Welt klarzukommen?

Hast du das Gefühl das anderen Menschen dich ständig verletzten? Und du dich immer mehr verstellen und verstecken musst?

Wir alle kennen Situationen in unserem Leben, in denen wir uns tief verletzt fühlten

  • Wenn unser Partner uns betrügt …
  • Wenn die beste Freundin uns belügt..
  • Der Nachbar uns beleidigt…
  • Der Chef uns rügt …

Was passiert denn da in uns? Wie fühlt sich Verletzt werden an?

  • Wir sind geschockt, das hätten wir nicht gedacht
  • Wir schämen uns das wir einen Fehler gemacht haben
  • Wir bekommen Angst…
  • Spüren Traurigkeit, Wut, Enttäuschung, vielleicht Schuldgefühle
  • eine Mischung an Gefühlen rollen über uns hinweg

Was ist das für ein Angriff, der uns so heftig trifft?

„Du bist zu blöd … Du bist zu fett … Du wirst das nie können … Dir kann man nicht vertrauen …“

Es oft nur Worte, eine Bemerkung über uns, die uns schmerzhaft weh tut.

All das kann uns treffen, weil es eine Urangst auslöst.

  • Die Angst
  • nicht geliebt zu werden,
  • verkehrt zu sein,
  • ausgegrenzt zu werden …

Es ist im ur-sprünglichen Sinne über-lebensnotwendig für uns, in einer Sippe mit gleichen Ansichten zu leben. Wir machen uns verletzbar, wenn wir offen sind und uns zeigen wie wir denken und fühlen.. und dieses vielleicht anders ist als die Mehrheit der Gesellschaft oder der Vorgegebenen Norm.

  • Ich bin Lesbisch
  • Ich habe ein Problem mit Homos
  • Ich wähle grün

Und was passiert dann:
Die meisten ziehen sich zurück, wir flüchten oft Wortlos aus der Situation .. Das ist völlig ok, es ist ein Instinkt, sich Zeit für sich zu nehmen um die Wunden heilen zu lassen. Wir fühlen uns dem „Angriff“ ausgeliefert und hilflos. Doch stopp … sind es nicht vielmehr unseren eigenen Gefühlen, denen wir uns dann ausgeliefert fühlen?

Dem Gegenüber macht das nicht, im Gegenteil, wir lassen dem anderen Menschen den Raum, sagen es oft gar nicht, wie sehr es uns verletzt.
Und viele Menschen in Machtposititionen nutzen oft diese Schwäche gerne aus und lernen schnell wie sie Jemanden verletzten können.

Oder wir fangen an zu “bellen und zu beissen”. Und je öfter wir in solche vermeintlich gefährlichen Situationen kommen, desto mehr werden diese Abwehrmuster geschult und treten automatisch ein, auch wenn es uns im nachhinein leid tut. Auch wir können verletzend werden …

Vielleicht kennst du auch das Gefühl, Angst davor zu haben, was andere über dich denken können. Oder du denkst manchmal über dich selbst, dass du nicht gut genug bist.

Damit fängt es tatsächlich an … das ist die Basis der Verletzlichkeit.  Unser Selbstbewusstsein …Wir fühlen uns unzulänglich und versuchen uns selbst mit rigiden Abwehrmustern zu schützen und können irgendwann nicht anders reagieren.

Uns zu öffnen und wir ganz selbst zu sein, ist in unserer Gesellschaft leider nicht ganz einfach. Viel zu oft erwarten wir Repressalien, Strafen dafür das wir so sind, wie wir sind. Viele beginnen sich eine harte Schale zu zulegen und dein Inneren zu verstecken. Das sind aber oft nur die Krusten von den Wunden darunter, die uns hart machen.

Nichts mehr zu fühlen ist keine Lösung. Nicht unsere Gefühle sind das Problem. Du bist prima, wie du bist! Sondern unser Umgang damit.

Doch was ist dann das dicke Fell, von dem wir jetzt sprechen.

Dickfellig zu werden, bedeutet nicht gefühllos und hart zu werden

Oft meinen gerade die Hoch sensiblen, das anderen Menschen abgestumpft sind und nicht so emotional wie sie selbst.

Doch das ist es nicht …   es geht nicht darum weniger zu fühlen, sondern die Möglichkeit zu haben, anderes zu re-agieren

Ein Fell ist nicht hart, sondern weich und nachgiebig (Fell fühlen lassen)
Aber es bildet trotzdem eine dichte Schutzschicht über eine sehr empfindliche Haut. Die oft noch viel besser schützt als eine harte Schale.

Doch woraus bestehen diese Schichten?
Dieses Fell sind verschiedene Eigenschaften, die sich zu einer schützenden Hülle formen

  • Wir betrachten das Leben realistisch und objektiv
  • Wir übernehmen Verantwortung für uns und unsere Gefühle
  • Wir kennen unsere Fähigkeiten – Selbstwirksamkeit
  • Wir akzeptieren uns so wie wir sind – Selbstakzeptanz
  • Wir kennen unsere Grenzen und können uns Hilfe holen.
  • Und wir wissen das es nicht so bleiben muss, wie es ist.

Im Fachbegriff nennen wir diese Kombination von Fähigkeit Resilienz. Sie bedeutet nichts anders, als das wir viele Möglichkeiten haben, flexibel auf Stressoren zu reagieren. Weich und flexibel wie ein Fell.

Das bedeutet wir bleiben verletzlich, können aber lernen damit umzugehen …. das wir nicht alles persönlich nehmen müssen.

  • Wenn die andere schlechte Laune hat –  muss es nicht unser Problem werden!
  • Wenn das Gegenüber eine andere Meinung hat – darf es das – wir dürfen unsere behalten!
  • Wenn jemand unsere Grenzen nicht wahrnimmt – müssen wir deutlicher werden!
  • Wenn uns etwas nicht gefällt – schauen wir wie wir die Situation ändern können!


Die gute Nachricht ist: Du kannst Deine Resilienz dein ganzes Leben lang erweitern und deine Verletzlichkeit damit senken. Wir dürfen lernen im Urvertauen zu bleiben –  Dir kann nichts passieren!
Du bist nicht von diesem einen Menschen und seiner Meinung abhängig. Es gibt immer Krisen im Leben. Immer …  wird es Missverständnisse und andere Meinungen geben.

Aber wir können lernen damit umzugehen. Und ganz wichtig …

Wir müssen nicht perfekt sein, wir dürfen auch mal Fehler machen. Wir sind hier um zu lernen. Wenn wir Resilienz entwickeln, entstehen in uns neue kreative Strategien. Bevor wir automatisch in unserem alten Muster reagieren oder uns ohnmächtig ausgeliefert fühlen, können wir uns zwei Fragen stellen.

  1. Ist das jetzt Absicht? Hat mein Gegenüber schlechte Laune und lässt sie an mir aus. Hat es also gar nicht mit mir zu tun!
  • Ist es wirklich so? vielleicht erkennt das Gegenüber meine/die Situation gar nicht richtig. Wie kann ich es erklären.

Und dann (aller guter Dinge sind 3)

  • Warum fühl ich mich jetzt so? Warum trifft es mich so, welches Gefühl löst die Situation aus und – wenn nötig weil eine persönliche Beziehung – wie kann ich das meinem Gegenüber spiegeln

Es sind Nur 3! Fragen, die du dir stellen darfst. Mehr musst du erstmal nicht machen. Du musst keine Strategien lernen, nicht dein Gegenüber manipulieren, nicht abstumpfen ..  nur an diese drei Fragen denken.

Jeder Mensch ist verletzbar – aber wir können lernen damit umzugehen.

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