Ahnenfest 2020

Dieses Jahr 2020 ist ja alles ein wenig anders. Gerade jetzt sollten wir uns von der Bewertung „Besser oder schlechter“ trennen. Es ist einfach anders. So wie sich auch Menschen und ihre Meinungen, von deinen unterscheiden und dadurch „anders“ sind.

Diese „anders sein“ ist mehr als das was du gewohnt bist, du musst dabei deine „Komfortzone“ (blödes Wort – ich mag Komfort) verlassen und vielleicht kannst du dann erkennen, das es uns nicht einschränkt, sondern neue, andere Erfahrungen ermöglicht. 

Dieses Jahr gibt es – aufgrund der Corona Verordnungen – also kein großes gemeinsames Ahnenfest bei uns, sondern wir dürfen es auf eine andere Art und Weise feiern. (Wobei wir persönlich in zwei Feste unterscheiden – Halloween kalendarisch und Samhain nach dem Mondstand)

Im kleinen, privaten Rahmen. Vielleicht nur du und deine Ahnen? Du bist nie alleine. Eine Reihe von Menschen steht hinter dir und eine Reihe wird vor dir entstehen und du bist mitten drin, in diesem Netz von Verbindungen.

Vielleicht ist das ein Grund, warum wir zu Halloween so viele Spinnennetze als Deko haben??

Halloween. Auch wenn wir hier oft kritische Stimmen zu diesem typischen amerikanisierten Fest hören (von einigen Gruppierungen werden sogar Flugblätter mit Warnungen verteilt), finde ich es gut das es immer bekannter wird.  Zu mindestens wenn man sich über die Wurzeln informiert und nicht nur den äußerliche Gruseleffekt sucht. Wobei die ganzen Attribute schon passend sind; es geht um Tote, Blut(slinie) und Dunkelheit.

 Ich weiß auch gar nicht warum sich die Christen darüber aufregen; „All Hallow Event“ der Abend vor Allerheiligen, nimmt doch Bezug zum christlichen Allerheiligen.

Die Wurzeln dieses Festes sind aber noch viel älter. Wir finden es schon im Calender von Coligny als Beginn des Monats samoi erwähnt. Der keltische Jahresanfang, lag am Beginn des Winterhalbjahres, der Dunkelheit. So wie alles Leben im Dunkeln beginnt.  Auch das menschliche beginnt in der Schwangerschaft, nicht erst am Tage der Geburt.

Wir feiern also quasi den Neubeginn.  Was hat das mit einem Ahnenfest zu tun, werden sich einige vielleicht fragen. Ein Neubeginn, ist niemals wirklich neu, sondern baut immer auf das Vorangegangen auf.  Für uns ist alles „neu“, wenn wir es zum ersten Mal in dieser Form wahrnehmen.  Wir sind nicht „neu“ wenn wir auf diese Welt kommen, nur unsere Form. Alle die vor uns waren, haben zu dieser neuen Form beigetragen. Wir haben genetische Merkmale und epigenetisch Erfahrungen mitbekommen, die uns zu dem machen was wir sind.

Es geht bei unserem Ahnenfest, also nicht darum die Toten zu betrauern, sondern dankbar für das Geschenk unseres Lebens zu sein. Unseren Vorfahren zu gedenken und ihnen dafür zu danken. Deshalb laden wir sie durch ein Licht zu uns ein und stellen ihnen einen Gabenteller auf die Schwelle. Den Brauch ein Grablicht aufzustellen kennen wir noch heute von den Katholiken und die Gaben finden wir in den Sankt-Martinsumzügen wieder. Es ist alles noch da.

Es heißt das gerade an diesen Schwellentagen, wie den Jahreskreisfesten, die Schleier zwischen den Welten besonders dünn sind. Wir also gut Kontakt zu den Verstorbenen aufnehmen können.  Du kannst natürlich zum Friedhof gehen und dort eine Kerze aufstellen. Aber viel schöner ist es doch, unsere Ahnen zu uns nach Hause einzuladen.  Hab keine Angst davor. Es sind deine Eltern, Großeltern, Ur-großeltern…  es sind deine Verwandten.

Such dir zuhause einen Platz an dem du einen „Ahnentisch“ gestalten kannst. Das kann direkt am Esstisch sein oder auch auf der Fensterbank oder einem speziellen Altartisch, wenn du einen hast. Decke ihn schön ein, stell Fotos von denen auf die du einladen möchtest, (bitte darauf achten das nur Verstorbene auf dem Foto sind), vielleicht hast du auch das eine oder andere Erinnerungsstück.

Lege ihnen Gaben dazu. Was hat deine Oma/Opa gerne gemocht; ein Glas Wein, ein besonderer Kuchen oder eine Zigarette.  Erinnere dich… schau dir Fotos an, vielleicht gemeinsam mit deiner Familie und erzähle von ihnen. Mach einen Feiertag daraus, mit einem leckeren gemeinsamen Abendessen. An dem ihr eure Speisen auch mit euren Ahnen teilt, legt ihnen etwas davon auf den Ahnentisch. (ich stelle immer ein extra Gedeck auf)

Du kannst auch ein kleines Ritual dazu machen.  Entzünde eine Kerze und vielleicht etwas Räucherwerk. (Weihrauch und Lavendel macht eine schöne Stimmung,  …)

Erinnere dich deiner Ahnen Line und verbinde dich mit ihnen: Ich bin …. (Name), Tochter von ….. (Mutter), Tochter von ….. (Oma) , Tochter von …. (Urgroßmutter)…   Soweit du ihren Namen kennst. Wenn du es bewusst laut aussprichst, wirst du spüren wie sehr es dich verbindet.

Frauen wählen eher ihre weibliche Linie, Männer ihre männliche… du kannst natürlich auch beides machen, dann wirst du aber schnell merken, wie vielfältig die Verbindungen schon nach 3 Generationen sind.  Erkennst du das Netz, das dich hält…?

Was hast du von ihnen geerbt und wofür bist du dankbar? .. genetisch, materiell, kulturell.

Was hast du von ihnen bekommen?  Da geht es nicht nur um das Erbe im eigentlichen Sinne, wie das Haus oder die alte Standuhr.   Du selbst bist das Erbe: Haarfarbe, Augenfarbe, … aber auch bestimmte Eigenschaften wurden durch deine Eltern und Großeltern geprägt.

Und ja, auch unsere Kultur/Kunst/Geschichte ist ein persönliches Erbe. All deine Vorfahren haben dazu beigetragen. Auf ihr Art und Weise, durch ihre ganz persönliche Geschichte durch Kriege und Aufbauzeiten hindurch. Ihre Erlebnisse und Erkenntnisse haben uns alle zu dem werden lassen, was wir jetzt sind.  

Was wirst du deinen Nachkommen vererben? Egal ob du Kinder hast oder nicht.. Welche eine „Kultur“ die du gerade durch dein Sein prägst, wirst du weitergeben?  Eine der Offenheit und Freude oder der Angst.

Du kannst es deinen Ahnen – den vergangenen und den zukünftigen – in einem stillen Gebet erzählen oder du kannst ihnen einen Brief schreiben. 

Was beschäftigt dich gerade besonders? Die Ahnen um Rat zu fragen, ist in vielen Völkern etwas ganz alltägliches. Bei uns leider weniger. Wobei wir bestimmt schon alle mal gedacht haben: „Was würde Oma/Opa jetzt sagen und tun?“  (und wenns nur darum ging einen Fleck zu entfernen.)

Gehe in dich und werde ruhig, bitte deinen Ahnen und stelle eine Frage, die dir wichtig ist. Dann lass  die Gedanken aufsteigen und warte auf eine innerliche Antwort. Oft kommt sie sehr schnell und unvermittelt.

Vielleicht traust du dir dabei selbst nicht, dann kannst du auch eine Karte ziehen. Karten – und es gibt so viele schöne Decks- sind ein gutes Hilfsmittel für die Antworten aus dem Unbewustem. Du bist mit allem Verbunden.  Lass dieses Gefühl der Verbundenheit und Dankbarkeit in dir entstehen.
Das ist auch schon alles was du in einem Ritual machen musst. Alles andere sind nur Äußerlichkeiten.

Auch wenn wir dieses Mal nicht zusammen feiern können, werden wir verbunden sein.  

Auf eine andere Art und Weise. Nicht bunt und laut, sondern still und leise. Wir in unseren Gedanken und mit unseren Ahnen in unserem Herzen.

Wir wünschen euch ein besonderes Samhain.

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