Die Zeit vergeht so schnell, eben noch haben wir Lughnasad gefeiert, das erste Erntefest. Das erste Korn wurde gemäht und das erste Brot gebacken.
Und nun ist es fast soweit, dass wir uns auf den Erntedank, das Ende der Ernte vorbereiten.
Die meisten von uns kennen das Erntedankfest aus dem Christlichen Kontext. In der Regel findet es am ersten Sonntag im Oktober statt.
Doch auch bereits im Römischen Reich, im antiken Griechenland und in Israel waren Rituale zum Erntedank bekannt.
Wir feiern dieses Fest nach dem Sonnenkalender am Datum der Tag und Nachtgleiche. (Wegen dem Umlauf immer zwischen den 21. bis 23)
Bei der Tagundnachtgleiche überquert der subsolare Punkt – also der Ort, über dem die Sonne im Zenit (genau senkrecht) steht – den Äquator. Diese findet 2024 am 22.September statt.
Dann wandert die Sonne von der Nordhalbkugel der Erde, auf die Südhalbkugel. Laut astronomischer Definition markiert dieser Moment den Beginn des Herbstes, oder des Winterhalbjahres.
Doch wir brauchen keine Astrologen, um es zu merken. Viele Zeichen weisen darauf hin. Die Schwalben fliegen schon Anfang September in den Süden. Weitere Zugvögel sammeln sich. Die Störche, Gänse und Kraniche, sind vielerorts in Scharen zu hören.
Die Ernte ist fast überall vollständig eingefahren, die Felder und Beete sind leer. Es geht nur noch darum, es für den Winter haltbar zu machen. Die ersten Blätter verfärben sich und fallen und Nebel liegt über Feld und Wald.
Dieses Sonnenfest ist eines der ältesten Feste, die wir in vielen Kulturen nachweisen können und welches immer noch gefeiert wird. Das letzte Fest zum Abschluss im Oktober feiern die Kanadier mit ihrem „Thanksgiving“- und dann ist auch schon Samhain, 31.Oktober/1. November, der Jahresabschluss.
Unsere Bezeichnung “Mabon” stammt aus dem Walisischen und soll “Großer Sohn“ bedeuten. In den Mythen ist Mabon der Sohn der Muttergöttin Modron/Madrun, der Erdmutter. (vergleiche auch Matrone). Sein Vater war Mellt (=Blitz), der mit seinen Blitzen die Erde befruchtet und seinen Sohn zeugte.
Im walisischen Mythos war es so, dass der kleine Mabon verschwand, als er nur drei Nächte alt war. Modron, die Erde, litt darunter furchtbar und suchte ihn überall. Drei mystische Tiere, nämlich Amsel, Hirsch und Eule fanden ihn schließlich in der Unterwelt – dem Bauch von Mutter Erde. In einigen Geschichten spielt König Arthur eine Rolle, doch ist dieser Mythos schon viel älter, als seiner.
Diese Geschichte mit dem Abstieg in die Erde, klingt ganz ähnlich, wie der von Demeter und ihrer Tochter Kore aus dem antiken Griechenland.
Es geht dabei um Demeter, der Göttin des Lebens und der Fruchtbarkeit und des Raubes ihrer Tochter Kore/Persephone durch den Unterweltsgott Hades. Während Demeter nach ihr suchte, vernachlässigte sie ihre Pflichten; die Pflanzen starben ab und die Menschen hungerten – der erste Winter entstand.
Am Ende gelang es Demeter, Persephone zurückzuholen und die Erde begann wieder zu grünen. Während ihrer Entführung gab Hades Persephone einen Granatapfel, von dem sie drei Samen aß, weshalb sie nun nicht mehr ständig im Land der Lebenden weilen konnte. Ein Drittel des Jahres zog es sie in die Unterwelt, den Rest des Jahres verbrachte sie mit ihrer Mutter – so entstanden die Jahreszeiten.
Bei den Römern gibt es die gleiche Geschichte, nur mit anderen Namen. Ceres und ihre Tochter Proserpina, die von Pluto geraubt wird. Auch in noch älteren sumerischen/akradischen/ägyptischen Mythen, gingen die Göttinnen Innana, Isthar, Isis .. die auf der Suche nach ihrem Liebsten waren, in die Unterwelt hinab.
In allen Geschichten spiegelt sich symbolisch der Rhythmus der Jahreszeiten.
Nicht von ungefähr fällt die Herbst-Tag-und-Nachtgleiche mit dem Beginn des Sternzeichens Waage zusammen. Die Waage der Göttin Maat, welche die Seele an der Schwelle zum Totenreich wiegt. Diese Rolle hat in der katholischen Kirche dann Erzengel Michael übernommen, der oft genauso – mit Schwert und Waage -dargestellt wird.
Vielleicht zeigt das auch ein bisschen mehr von der Energie der Waage, als das was man immer beschreibt. Da geht es ja häufig “nur” um Harmonie, Schönheit, Diplomatie, Ausgeglichenheit, usw…Oft sehr oberflächlich.
Doch zur Waage gehören beide Seiten. Die Helle wie die Dunkle. Die Tiefen genauso wie die Höhen. Die tiefere Aufgabe ist das Gleichgewicht, das hinter allen Dingen verborgen ist und zur wahren Harmonie, Schönheit und Frieden führt. Geraten die Dinge aus dem Gleichgewicht, fangen die Probleme an. Die Waage versucht dann auszugleichen und es gelingt ihr meistens auch.
Gerade in der Naturspiritualität ist der Gedanke des Ausgleiches eine wichtige Sache. Mutter Erde sorgt für uns. Was können wir ihr dafür geben?
Naturverbundenheit ist immer eine Sache des Gebens und Nehmens.
Nur noch wenige ernten ihr eigenes Obst, Gemüse und Getreide, die meisten kaufen es im Supermarkt. Doch auch dafür müssen wir Geld und Zeit opfern.
Wir sollten der Göttin auch hierfür danken. Für den Reichtum in dem wir leben. Es gibt so viel … wir leben im großen Überfluss und unsere Teller sind reich gefüllt.
Und immer noch sind es die Bauern, die säen und ernten. Danke. Auch an den Spediteur der es zu uns gebracht hat. Danke an die Supermarktmitarbeiter….
Ist dir eigentlich bewusst, wie viele Menschen mitarbeiten, damit Du z:B. ein Küchenhandtuch in den Händen halten kannst.
Lass uns doch mal eine kleine Übung dazu machen.
Vielleicht können wir als Dank, eine Spende für die Bauern geben oder an Bedürftige oder an eine Organisation die sich um weniger reiche Länder kümmert.